Fachschaft Philosophie / Ethik
- Dr. Marcus Andries (Fachleiter, Droste-Hülshoff-Gymnasium, Rottweil)
Zum Selbstverständnis der Fächer Philosophie und Ethik
„Er [der Schüler] soll nicht Gedanken, sondern denken lernen; man soll ihn nicht tragen, sondern leiten, wenn man will, dass er in Zukunft von sich selbst zu gehen geschickt sein soll.“ (Immanuel Kant: AA Bd. II (1765), S. 306)
Die Ausbildung in den Fächern Philosophie und Ethik orientiert sich maßgeblich am Projekt der Aufklärung: Im Fokus stehen didaktische Überlegungen und methodische Mittel, die der Erziehung von Schülern zum Selbstdenken und zu ihrer geistigen Autonomie dienen. Im Sinne Kants sollen Schüler nicht in erster Linie fertige philosophische Theorien kennenlernen, sondern philosophisches Denken als universelle selbstreflexive Fähigkeit ausbilden.
Insofern geht es in den Fachsitzungen nicht vorrangig um Mittel und Wege der Wissensvermittlung, sondern um solche des Verstehens, Problematisierens und Hinterfragens – natürlich auf der Basis von solidem Fachwissen.
Dementsprechend gehört zur Ausbildung auch, dass fachliche Lücken geschlossen werden, die zwischen dem bestehen, was im Studium bereits erarbeitet wurde, und dem, was der Bildungsplan in den Fächern Philosophie und Ethik thematisch vorsieht.
Da Philosophie und Ethik ihre besondere Eigenart und Aufgabe darin entfalten, nicht nur Detail- und Sachwissen zu vermitteln, sondern vor allem Orientierungswissen, werden die Referendare außerdem angeregt, ihre Unterrichtsgestaltung mit Blick auf größere Sach- und Sinnzusammenhänge anzulegen und interdisziplinäres Denken als ein wesentliches Element mit einzuschließen.
Ein besonderes Augenmerk der Ausbildung liegt vor dem Hintergrund der zwei Tiefenstrukturen der kognitiven Aktivierung sowie der konstruktiven Unterstützung der Schüler auf der Vermittlung und Einübung philosophiespezifischer didaktischer Prinzipien, also von Grundsätzen der Unterrichtsplanung und Unterrichtsdurchführung, die ein Selbstdenken der Schüler in hohem Maße fördern.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ausbildung besteht in der Vermittlung einer sokratischen Frage- und Denkhaltung: Schüler sollen im Nachdenken in Muße auf der Grundlage klarer Allgemeinbegriffe als Verständigungs- und Verständnisbasis Thesen argumentativ in Frage stellen oder untermauern können, um dadurch geistig mündig und autonom zu werden.
Schließlich soll die Ausbildung zu einem werte- und normenorientierten Blick auf die zentralen Themen des Bildungsplans anregen. Ziel ist dabei allerdings keine Werteertüchtigung der Schüler. In der Moderne, die auf die Mündigkeit des Individuums und im Gymnasium auf diejenige der Schüler setzt, gibt es für ethische Orientierungen keine Letztbegründung. Die Anregungen und Überlegungen in der Ausbildung zielen also im Geiste von Sokrates und Kant auf die zunehmende Selbstermächtigung der Schüler, insbesondere was deren ethische Urteilskraft anbelangt.
Die Fachdidaktik-Veranstaltungen geben den Referendaren die Möglichkeit, ihren eigenen Unterricht im Plenum in einer kollegialen
Atmosphäre vorzustellen, um diesen dann gemeinsam didaktisch und methodisch zu analysieren und zu reflektieren und so ihre
Fähigkeit des Didaktisierens zu stärken.
Hier finden sie den aktuellen Ausbildungsplan, den Bildungsplan Ethik und den Bildungsplan des Wahlfaches Philosophie.